Training und Lehrgeld in den Zillertaler Alpen

Unter keinem so guten Stern stand das letzte Juli-Wochenende für unsere geplante Hochtour zum Großvenediger in den Hohen Tauern. Janina musste uns leider krankheitsbedingt am Tag unserer Abreise absagen. Eine Seilschaft zu zweit riskieren wir nicht. Wir entschieden uns für ein Bergtraining in richtigen Bergen und planten spontan um. Auf Empfehlung von Daniel machten wir uns auf den Weg in die Zillertaler Alpen zur Edelrauthütte in Südtirol, von wo aus man die 3000er Gipfel Hochfeiler, hoher Weißzint und Großer Möseler besteigen kann. Der Hüttenwirt sagte uns Schlafplätze zu und auch das Wetter sollte sich zum Wochenende hin wieder zum Guten wenden…

Nach unserer Ankunft Mittwoch Mitternacht in Lappach/ Südtirol nach 7 1/2 Stunden Fahrt und einer geruhsamen Nacht in unserer Herberge Ford C-Max machten wir uns am Donnerstag dann auf den Weg.

TAG 1

Neves – Stausee (1.860m) – Edelrauthütte (2.545m)

Vom Parkplatz aus geht es zur anderen Uferseite des wundervollen Stausees, um alsbald den Anstieg zur Edelrauthütte zur betreten.

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Zunächst bergidyllisch am Bachlauf durch den schattenspendenden saftigen Wald. Den Schatten brauchten wir heute nicht :)

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Der Wald wurde schließlich von Fels und Geröll abgelöst. Der fein ausgelegte Weg stimmte uns schonmal auf Südamerika ein, wenn es wieder auf die Spuren der Inka geht…

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Die Wetterprognosen sollten sich bewahrheiten, noch während des Aufstiegs kam es nass von oben und nässer und weiter. Nach knapp 2 Stunden erreichten wir die gemütliche und sehr gastfreundliche Edelrauthütte, die uns lieblich vor dem Gewitter und Schneesturm draussen behütete. Und Abends dann sahen wir im Tropfen unsere Herberge…

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… und es ging direkt vom Regen ins wundervolle Lichtspielhaus:

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TAG 2

Edelrauthütte (2.545m) – untere Weißzintscharte (2.974m) – Hochfeilerhütte (2.710m) – Hochfeiler (3.510m) – zurück

7.00 Uhr starteten wir unsere Tour auf den Hochfeiler. Nach einem ausgiebigen Schwatz mit dem Hüttenwirt am Vorabend entschieden wir uns angesichts der Wetterprognosen und des Schneefalls gestern für den Leichteren der 3000er Gipfel. Das Wetter bleibe heute stabil, zum Nachmittag war zudem Wetterbesserung angesagt.

Eine dünne Eisschicht hatte sich auf den weitergehenden Inkatrail gelegt. Weiter aufwärts schließlich machte sich eine Schneedecke über den Weg breit. Beides verlangte von der ohnehin notwendigen Trittsicherheit noch eine größere Trittsicherheit ab, auch mehr Kraft und Zeit und eine gute Orientierung. Die einsamen Spuren waren jedoch traumhaft und die Unberührtheit des Weges beschwingte:)

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Nachfolgende Galerie zeigt Eindrücke von unterwegs bis zum Gipfel. Der Weg gestaltete sich sehr abwechslungsreich angefangen vom Inkatrail über Blockgelände, Firnfelder, kurze gesicherte Steige, Gletscher und extrem markanten Steinmännchen und -tafeln. Ab und an zeigte uns die Sonne ihre Lichtzauberkünste beim Spiel mit den Wolken und gewährte uns für sehr kurze Momente einen Blick ins Panorama. Den Rest der Zeit hielten uns Wolken und Nebel und Schneetreiben in einem mystischen Kokon gefangen. In der Hochfeilerhütte informierten wir uns erneut über das Wetter, welches weiter stabil bleiben sollte. 3 junge Männer bahnten schließlich den finalen Gipfelanstieg durch das angesichts fehlender Sicht unwegsame Gelände. Ein Glücksgefühl durchströmte unsere Körper als wie aus dem Nichts plötzlich das ersehnte Gipfelkreuz im Scheinwerferlicht der Sonne, welche kurz durchbrach, auftauchte. Die Männerschar war gerade dabei, das Kreuz zu erstürmen, denn nur drauf ist ganz oben :) Es war 13.00 Uhr. Zur Begrüßung gab es einen Schluck Rotwein von den Südtirolern. Die Sicht? Gleich Null!

Die Edelrauthütte schloß uns 17.30 Uhr dann wieder in ihre Arme.

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Aus dem Vergnügen wurde in der Nacht bitterer Ernst als meine geröteten Augen mir vor Schmerzen den Schlaf raubten und ich am nächsten Morgen meine Augen nicht sofort und nicht richtig öffnen konnte. Die Kraft der Sonne durch die Wolkendecke haben wir massivst unterschätzt, die Sonnenbrille blieb die gesamte Zeit im Rucksack, ein fataler Fehler, wie sich später zeigte. Das Wochenende stand wirklich unter keinem guten Stern… wegen Schneeblindheit brechen wir unsere Hochtour ab, der hohe Weißzint muss auf uns warten…

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TAG 3

Edelrauthütte (2.545m) – Napfspitze (2.888m) – Edelrauthütte – Stausee (1.860m)

Endlich Weckerklingeln, endlich probieren, ob die Augen funktionieren… und sie taten es nicht! Ich bekam sie nur sehr sehr mühsam auf, jedoch fielen sie immer wieder zu, so als ob man unendlich müde ist. Direktes Licht war grausam. Wir konnten unseren Aufstieg zum Weißzint vergessen! Während ich meine Augen mittels Schlaf und Kühlung versuchte, auf Vordermann zu bringen, bestieg Christian den Hausberg der Hütte – die Napfspitze.

Um die Mittagszeit dann konnte ich mich meine Augen auf den Boden gerichtet gut fortbewegen, so dass ich mich entschloss, wenigsten auf dem Hausberg nochmal höhere Luft zu schnuppern. Gesagt, getan und Christian konnte zum zweiten Mal an diesem Tag den Weitblick bei herrlichem Sonnenschein genießen. Nach 40 Minuten standen wir gemeinsam auf dem Gipfel der Napfspitze. Der Ausblick blieb mir allerdings verwehrt, ich musste weiter auf den Boden starren. Auf den Bildern sehe ich dann, was uns am Vortag entgangen ist und wohin uns der Weg auf den Weißzint geführt hätte…

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[Bild nicht gefunden]Der Spaß blieb trotz allem nicht aus. Wenn die Wunden verheilt sind, bleiben die schönen Erinnerungen…

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Der Gesundheit zu Liebe starteten wir ein wenig wehmütig den Abstieg zum Auto und die Heimreise…Die Kühe des Weges versuchten uns aufzuheitern:) Dem Internet sei Dank verschafften wir uns am Sonntag dann ein paar Infos über Schneeblindheit und statteten dem Augennotdienst einen Besuch ab. Bis zur Hochzeit… alles wird gut, zum Glück ist “nur” die Bindehaut beschädigt, die Heilung wird mit ein paar Tropfen beschleunigt. Mein Gesicht ist wieder hergestellt, ich kann wieder unter Leute und

die Freude auf die nächste Hochtour ist ungebrochen:)

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