Taxi? Money Exchange? Normalo – Plaza Grande

Ecuador Part I – Akklimatisierung im städtischen Andenhochland Quito und Riobamba

Das 2. Kapitel der 7andessummits+ beginnt mit einer unspektakulären Nachtfahrt von Mérida in die verrufene Hauptstadt Venezuelas, nach Caracas. Zu unserem Glück hatte die Busgesellschaft einen eigenen Terminal und eigene Taxis. Angesichts der sehr eindringlichen Warnungen vor gewalttätigen Übergriffen bis hin zu Tötungsdelikten machte es uns auch nichts aus, dass wir den Preis vom Terminal zum Flughafen falsch verstanden hatten und schließlich 15 EUR blechen mussten – für unsere Sicherheit war es gut genug! Der kurze Blick vom Taxi heraus zeichnete eine überquellende Großstadt ab, in welcher dicht an dicht die rundgelutschten Berghänge zugebaut werden in einer Bauweise, die einen recht schnell erahnen lassen, welch Katastrophen bei einem tropischen Regen entstehen. Wir finden jedoch, dass die vielen Bergkuppeln noch nicht ausgereizt sind – da geht noch was, Hugo!

Am Flughafen selbst wurden wir bis zum Abflug mit folgenden Monologen belagert – „Taxi?“, „Money Exchange?“, „Taxi?“, „Money Exchange?“ – hm, wahrscheinlich unterscheiden sich Ankommende und Abfliegende nicht allzu sehr… Wir stattdessen mussten noch zusehen, die letzten Bolivares im Duty Free loszuwerden, die Währung will doch kein Schwein außer Landes… noch nicht mal wirklich im Land selbst! Erinnert irgendwie an die olle DDR!

Am Check In Schalter gab uns eine Deutsche, die seit 7 Jahren in Südamerika lebt und arbeitet, um bankrotte Firmen auf Flughäfen aufzumöbeln, zum Abschied nochmals venezolanische Horrorgeschichten zum Besten. Angefangen von einer überaus faulen und korrupten Arbeitsmoral – sie würde für keinen hier am Flughafen die Hand ins Feuer legen und die bekämen z.T. eine Prämie, nur damit sie überhaupt erst einmal auf Arbeit erscheinen, zu Weihnachten gibt es für jeden eine Flasche Whisky – bis hin zu Mord- und Totschlag erlebt im eigenen Freundeskreis – man geht auf die Strasse und wird einfach so erschossen… Uns gruselt es und hoffen dabei sehr, dass unser Gepäck heile in Quito ankommen möge…Was die Deutsche noch so im Brass gesagt hat, behalten wir mal lieber für uns und sagen „we survived Venezuela“ :)

Was uns sofort nach Ankunft in Ecuadors Hauptstadt Quito aufgefallen ist, als wir im Taxi zum Hostel sausten und sich auch auf weiteren Touren bestätigte – hier wird man um einiges offenherziger empfangen, die Taxifahrten gestalten sich alles andere als venezolanisch stumm! Mit unseren wenigen Spanischbrocken erfuhren wir vom ersten Taxifahrer, dass er 20 Jahre in einer Textilfabrik gearbeitet und Trikots für Mönchengladbach hergestellt hat und zudem dachte, dass jeder Deutsche einen Mercedes Benz fährt… von uns dachte er, wir hätten jeweils Einen vorm Haus :-)

Apropos teures Auto … seit dem wir 2004 das letzte Mal in Ecuador gewesen sind, scheint sich Einiges getan zu haben. Zum einen ist es wesentlich teurer geworden und unterscheidet sich nicht von Venezuela! Unsere Hoffnung, dass sich unser Geldbeutel etwas erholen kann, verpuffte in der Moderne Ecuadors! Was wir sofort vermissten, waren die laut quietschend -pfeifenden Stadtbusse, die sich 2004 stark als erster Eindruck in unsere Köpfe eingebrannt hatten. Ecuador scheint investiert zu haben – nagelneue Regionalbusse mit LG-Flachbildschirmen, westlich anmutende Cafés und Restaurants mit WiFi – Zone, kaum Schrottkarren, Indiofrauen mit Handys am Ohr, Chickeria Geschäfte … und nebenher eher vereinzelt kleine bunte Tante Emma Läden, Schuhputzerjungs, Bauchladenverkäufer, Straßeneisverkäufer, Indiofrauen, die ihre Früchte an den Mann bringen möchten…

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Die Währung ist wie bereits 2004 der US-Dollar, also keine Leute, die „Money Exchange“ rufen ;)

Und die halbe Stunde von Hugo ist wieder weg und mittlerweile hängen wir Euch 7 Stunden hinterher :)

Bienvenidos Ecuador, bienvenidos Quito auf 2.850m!

Nach dem ersten kleinen Schock ob der gestiegenen Preise stürzten wir uns in das doch irgendwo vertraute Großstadtleben von Quito. Mit dem gut funktionierenden, preiswerten(!) und überfüllten Trolebussystem warfen wir erneut einen Blick auf die als Unesco Weltkulturerbe gekrönte koloniale Altstadt. Wer uns kennt, weiß, dass wir beim Anblick der Prachtbauten zwar ins Staunen geraten, uns hier und da auch eine Kirche und Kathedrale von Innen anschauen, wir jedoch an sicher großartigen und informativen Museen vorbeilaufen als ganz klassische Kulturbanausen ;) Neben dem Augenschmaus der Architekturkünste war unser Highlight schließlich die Basilikabesteigung. Für 2 USD wurde uns der Zugang zum Klettergarten auf ecuadorianisch gewährt… in Deutschland undenkbar, dass man irgendwie und irgendwo unter Dächern hindurch über ungesicherte Freilufttreppen irgendwelche Monumentaltürme erklimmen kann. Und erst Recht nicht, wenn man damit auch den Blick hinter die Fassade gewährt und den Leuten die wahre Baukunst zeigt – aus Beton gegossen und die Fugen eingraviert :)

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Nach dem Klettervergnügen überraschte uns ein Platzregen, alles halb so schlimm, wenn man dann irgendwie und irgendwo an der Straße in einen  Makrobus einspringen kann, der so uns der Fahrer zunickte, zum Plaza Grande bringt. Der Bus ruckelte die schmalen Gassen der Altstadt entlang und schließlich schlängelte er sich allmählich bergauf… kein Plaza Grande in Sicht, ergo blieben wir brav sitzen… es ging höher hinauf, der Bus füllte sich mit den Stadtrandbewohnern, der Platzregen verwandelte die Straßen in kleine Sturzbäche. Wir blieben sitzen, soweit ab vom Zentrum begeben wir uns nicht in potenzielle Diebeshände. Ganz einerlei war uns nicht! Bis auf 3.200m quält sich der Makro hinauf, am Ende waren wir die einsam Übriggebliebenen. Der Fahrer beäugte uns skeptisch und Kriese gab kleinlaut „normalo – Plaza Grande“ an, beide schauten sich an mit einem Schmunzeln im Gesicht :) Für 25ct. hatten wir nun einen kleinen Ausflug weit über Quito mit einem wundervollen Panoramablick in der den Regen verdrängenden Abendsonne!

Quito025Das Ganze begossen wir am Abend in der Partymeile der Großstadt, in der Calle La Ronda – es ist Samstagabend und Highlife! Bereits auf der Plaza Santa Domingo empfängt uns lautes Gegröle und südamerikanisch angehauchte Klänge aus wild zusammen gezimmerten überdimensionierten Lautsprecherboxen. Vergnügt toben die Kinder auf der großen Fläche und die älteren Herrschaften schwingen eher schüchtern ihre Hüften. In der Calle La Ronda begeben sich dann wohl augenscheinlich die Highsociety und Touriszene, Kneipe an Kneipe reihen sich an der Straße entlang. Es wird die landestypische Colada Morada ausgeschenkt, süß und zimtig und bereits auf den Weihnachtsmarkt einstimmend :) Lokale Musikgruppen, Gaukler und Bands geben auf der Straße und in den Kneipen ihr Können zum Besten und als krönenden Abschluss fand auf der Plaza ein Feuerwerkspektakel vom Feinsten statt – volksnah im wahrsten Sinne des Wortes wurden die Feuerwerkskörper auf einem wacklig anmutenden Riesengerüst inmitten der Menge ohne Sicherheitsabstand oder dergleichen entzündet! Eher kopfschüttelnd bestaunten wir die ecuadorianische Pyrotechnik :)

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Es war beinahe Mitternacht, mit einer Eskorte aus Sicherheitsmännern wurde der Trolebus seines Weges begleitet, so dass wir wieder heil in unserem Hostel gelandet sind.

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Landesuntypisch verschlingen wir hier haufenweise chinesisches Essen, da es erschwinglich ist und schmücken unsere Reiselücken mit Arnie satt – Terminator Teil 1-3, da muss man des Spanischen nicht überaus mächtig sein… auch bei Predator auf dem LG Flachbildschirm verstehen wir so gut wie alles ;)

Der Bus der Panamericana Gesellschaft versuchte der Moderne und dem Komfort gleichzuziehen, führte beim Zustieg Handtaschenkontrollen durch und versuchte während der Fahrt die Passanten zu beköstigen – mit einer 3 Liter Limoflasche schenkte die Stewardess in Plastikbechern aus und drückte jedem noch eine Packung Kekse in die Hand – irgendwie niedlich die Mühe, muss aber nicht sein. Genauso wenig muss es sein, dass die Busse hier mittlerweile überpünktlich abfahren und auch noch mehr als pünktlich am Zielort ankommen! Wurde uns noch mitgeteilt, dass der Bus von Quito nach Riobamba 6-8 Stunden benötigt und wir deswegen das Nachtticket buchten, sagte uns der nette Busfahrer, dass wir in 4 Stunden in Riobamba eintreffen werden! Verdammt!! Was sollen wir in der Nacht um 2 in der gottverlassenen Stadt?! Und noch schlimmer – unsere Hoffnung verpuffte, dass dieser neue Bus doch bitte eine Panne haben oder ein Erdrutsch die Straßen versperren sollte und kamen bereits nach 3 ¼ Stunden an hochgeklappten Bordsteinkanten in aller Dunkelheit an! Da die Ecuadorianer ein arbeitsames Völkchen sind, standen auch schon Taxis bereit, zu welchen unser Busfahrer bekundete, dass es amigo sei… Und selbst an dem dunklen und verriegelten Hostal unterbrach ein freundlicher Mann seine wohlverdiente Nachtruhe und gewährte uns Einlass :)

Riobamba – hier verweilten wir bereits 2004 und stellten damals am Carihuayrazo mit seinen 5.020m unseren Höhenrekord ein! Dieses Mal wollten wir den höchsten Berg von Ecuador, Riobambas Hausberg – den monströsen Chimborazo mit seinen 6.300m knacken!

Die Stadt selbst hat für uns seinen ganz eigenen Charme, mag es die Nähe zu den imposanten Vulkanen sein, die breiten in die Unendlichkeit entschwindenden Straßen oder dass sie kulturell nicht soviel zu bieten hat :) Wir fanden schnell wieder den wunderbaren Aussichtspunkt, den 21. Aprilplatz, wo sich entweder knutschende Liebespaare treffen oder Leute ein atemberaubendes Panorama der umgebenden Vulkane bestaunen, sollten sie es schaffen, die fetten Wolken beiseite zu schieben. Beinahe hineingemalt präsentiert sich der Chimborazo an klaren Tagen thronend über der Stadt, etwas unwirklich seine Erscheinung. Daneben der kleine Carihuayrazo , zudem der Tungurahua und der auseinander gebrochene Altar.

Auf dem Markt versuchten wir uns am ecuadoriansichen Hornado, ein in Ganz gegrilltes Schwein – sehr lecker und später sehr amüsant, wie die Marktfrauen beim Eintreten neuer potenzieller Kunden wie aufgescheuchte Hühner mit einem Fetzen Fleisch in der Hand ihre Ware anpreisten:)

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Riobamba15Die Architekten und Bauingenieure unter uns hätten in Südamerika ihre wahre Freude oder würden komplett ihre Nerven verlieren… scheinbar willkürlich werden Häuser und Hütten aneinandergereiht, der Phantasien sind dabei offensichtlich keine Grenzen gesetzt. Stupiden Einheitsbrei gibt es hier nicht und es ist erstaunlich, wie vielfältig und gestalterisch man beim Häuslebauen sein kann. Und man weiß ja nie, was kommt, wird sicherheitshalber der Bewährungsstahl schon für die nächste Etage stehen gelassen :)

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Riobamba16… und das Grundstück wird dann mit den Scherben der bei der Einweihungsparty geleerten Wein- und Bierflaschen gesichert…

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Bei derselben Agentur wie vor 6 Jahren, bei Julio Verne schließlich organisierten wir unsere Bergtouren zum Cotopaxi und Chimborazo und setzten uns auch erstmal auf den Hintern. Auch hier hat der Preisanstieg keinen Halt gemacht!

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Nun bald geht es endlich von der Stadt wieder in die Pampa und zum nächsten bergigen Newsletter :)

Daumen gedrückt wurde bereits und wir hängen mit den Bildern und Berichten etwas nach. Kaum zu fassen, dass es in Riobamba keine gute Internetverbindung gab und wir eine WiFi Zone erst zu spät entdeckten… Da müsst ihr jetzt wie wir durch ;)

Es grüssen Euch herzlich die Gipfelstürmer (ups, schon was verraten? ;)

Claudy y Christian!

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