Geschichten nach Hause aus Bolivien

04. Juni 2007  – Tischkickern als Höhentauglichkeitstest, Achterbahnfahren auf 3500m, Ankunft in La Paz…

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¡Hola todos!La Paz

Wir leben, alles in Ordnung und bis bald!

Nee, natuerlich gibt es einen kleinen Abriss der vergangenen 4 Tage:-)

Nach der Verabschiedung im idyllischen Saalestädtchen  durften wir uns bis Sonntag frueh 4 Uhr nach eurer Zeit in einer Phase der Regression in den Lueften schaukeln lassen und das mit Essen, Schlafen und Pinkeln abwechseln. Mehr war da nicht. Insgesamt 4 Fluege, in 5 Flughaefen durften wir unser Revier markieren, den Durchsagen lauschen, die Stahlvoegel bestaunen…

Samstag 22:00 Uhr Ortszeit (also fuer alle die, die jetzt rechnen wollen, da war es dann wie schon geschrieben bei Euch Sonntag Morgen um 4:00) konnten wir endlich unser Ziel La Paz von oben und dann auch gleich auf der Autopista bestaunen. Ein Lichtermeer in einem riessigen Talkessel, auf ca. 4000 m in El Alto gelandet hat diese Stadt einen Hoehenunterschied von 1000m! Und das im Taxi mit 80 km/h, Achterbahngefuehle:-)

Und natuerlich waere es keine Claudy-Kriese Geschichte, gaebe es nicht wieder Komplikationen mit der ersten Uebernachtungsstaette;-) Dieses Mal bereits per Mail von Deutschland aus reserviert (vorbildlich! – allerdings erst einen Tag vor der Angst, so dass es noch keine Bestaetigung gab), musste sich Kriese seinen gelernten Spanischkenntnissen stellen und von Santa Cruz aus (der letzte Stopp vor La Paz) via Telefon die Bestaetigung einholen, die wussten natuerlich von nichts! War aber nicht so schlimm, wir durften trotzdem kommen:-) O.k., dem Taxi am Flughafen von La Paz die Adresse gesagt, der hielt ploetzlich nach 10m wieder an und meinte irgendwas mit “no entrada”. Hae? Wie, kein Eingang, was issen das fuer’n Hotel? Nach Zeichensprache, spanischen Wortfetzen und einer ausstellungsreifen Zeichnung verstanden wir: er koenne nicht bis zum Eingang fahren und wir muessten noch zwei Blocks laufen und das mit unseren 4 Rucksaecken und nachts! No, gracias! Er empfahl uns weitere Hostales, natuerlich hatte das eine bereits zu und so sind wir Dank des lieben Taxifahrers, der das alles fuer uns managte im Hostal Seniorial untergekommen. Heute morgen sind wir dann ins Gegenueberliegende umgezogen, preiswerter und gemuetlicher:-)

Heute den ganzen Tag im Hoehenrausch (leichte Kopfschmerzen, bloss keine Anstrengung was das Herz sprengen koennte…) die Stadt erkundet, pulsierend, bunt, sonnig, stinkend, lebendig, faszinierend ob des Anblickes der an den Haengen klebenden Haeuser, gut gespeist und Heimatgefuehle – wir durften sogar auf einer Art Rummel fuer Kinder unserem lieb gewonnenem Hobby nachgehen und Extremsport angesichts der Hoehenlage betreiben – Kickern!! Was fuer ein Spass, neben uns den Indiofrauen dabei zuzuschauen! Und nochmehr Heimatgefuehl, als ich im Alexander Coffee meinen heissgeliebten Chai Latte zur jolenden Celine Dion Arie von Titanic schlurfen konnte:-)

Und nun sind wir am Ueberlegen ob der weiteren Planung, noch einen Tag La Paz oder doch schon Aufbruch zum Titicacasee? We will see:-)

Uns geht es auf jeden Fall gut, wir hoffen Euch auch!

Hasta los dias, muchos recuerdos

Claudy&Christian

08. Juni 2007 – Auf den Spuren der Inkas… Isla del Sol, Lago de Titicaca, Copacabana…


¡Buenas tardes amigos!

Titicacasee

Titicacasee

Nochmal ein Zwischenbericht und ein Lebenszeichen von den zwei Globetrottern, bevor es morgen denne endlich in unsere heissgeliebten Berge geht:-) Die ganz grossen natuerlich, so mit Schnee und zum “Eure Majestaet” Anzusprechende, weil in den Bergen sind wir ja die gesamte Zeit bisher oder besser im Hochland zwischen 3500 und 4100m. Sitzen gerade in der agencia de viajes “Travel Track”, betrieben von einer Hollaenderin, die meint, dass sie eine Provision kriegt, wenn sie in einer Minute 200 Woerter in Englisch schafft! Egal, unsere Tour ist nun gebucht und bezahlt, morgen geht es fuer 6 Tage in die Cordillera Real, wo wir 3 Tage einen Track ablaufen, um dann am 4. Tag im Basecamp des Huayna Potosi unser Zelt aufzuschlagen. Zum weiteren akklimatisieren besuchen wir dann einen Gletscher und werden uns dort mit der Handhabung der IceAxe und Steigeisen vertraut machen, was laut der Hollaenderin really funny sein soll, we will see:-) Am 5. Tag soll es dann ins Hoehenlager gehen, um schliesslich am Tag 6 die Aussicht auf dem hoechsten Punkt geniessen zu duerfen der da waere 6.088m:-)

bolivian women

bolivian women

Heute ist nochmal relaxen angesagt, sofern das in La Paz ueberhaupt geht! Laut, stinkend, wildes und buntes Treiben, Indios, die ihre Ware los werden wollen, an ihren kleinen Verkaufsstaenden ihr Mittagessen zu sich nehmen, appettitlich anzusehen und an jeder Ecke ein anderer Geruch, welcher sich dann eben mal auch mit urinaromatisierter Luft vermischt:-) Indios, die betteln, Indios, die mit ihren Handys telefonieren, aus den Minibussen monotone Durchsagen, eine Aneinanderreihung der Fahrtziele (Strassennamen, Stadtteile, Plaetze…), die man als Touri wie unsereins kaum versteht. Der gesamte Verkehr scheint aus oeffentlichen Verkehrsmitteln zu bestehen – hupende Taxis, schreiende Minibusse, bunte Mikrobusse en masse! Wenn man sich da reinfuchst ein gut funktionierendes System ohne Warterei und grossartige Fahrplaene…

Nach unserer ersten Mail hatten wir uns doch entschieden, gleich am naechsten Tag zum Titikakasee zu fahren mit oben beschriebenen Verkehrssystem:-) Erst mit einem Mikrobus zur Cementerio, das Treiben und Leben hautnah miterleben, wir pfeiffen aufs Taxi! Eine wahre Freude, durch die durch Menschenmassen eingeengten Strassen zu fahren, dann noch die Anstiege, wo man denkt, der Bus bleibt gleich stehen und wir duerfen anschieben. Aber alles ganz easy, wir kommen an, sind sogar richtig ausgestiegen und fanden auch gleich die Busgesellschaft, die uns zum Bergsee bringen moechte. Und so waren wir 3 Tage an diesem beruehmten See, sind einmal ueber die heilige Staette der Inkas, ueber die Isla del Sol gewandert mit fantastischen Panoramen u.a. auf die majestaetischen Berge der Cordillera Real, betraten die Stelle, wo sich Sonne und Mond Gute Nacht sagten, ach nee, laut Reisefuehrer haben die sich da vor der Sinnflut geschuetzt, ich finde das mit Gute Nacht sagen aber viel romantischer;-), konnten die uns von den Inkas ueberlassenen Steine des Sonnentempels anfassen (wer sagt mir, dass die wirklich von denen sind und nicht als Schutzhuette von den Bauern gebaut wurden? egal), den Sonneninselianern beim Arbeiten zugucken (Feldernte und Viehabtrieb) und Touriswatching betreiben:-)

Fußballvergnügen in Copacabana

Fußballvergnügen in Copacabana

In Copacabana waren die Bewohner dieses Mal so nett, zu fragen, ob sie meine Tevas abkaufen koennten (in Chile wurden sie ja damals einfach entwendet). Irgendwie fanden die Gefallen an meinen Sandalen, wo ich die her haette, sie waeren “muy bonito”- na wenn die meinen, fuer mich sind sie einfach nur praktisch und deswegen auch nicht verkaeuflich!:-)

In Copacabana wurden wir ausserdem Zeuge des fussballerischen Koennens, fuer ein Boliviano (ca. 10ct.) sind wir in dieses ummauerte “Stadion”, Kinder in Polizeiuniform laufen ihre Runden und sorgen fuer Sicherheit, es entpuppt sich als Fussballturnier und als ein weitab eines Pele praktizierten Sports. Ein Rumgebolze und Wer -kommt -zuerst -an -den -Ball -Gekicke, ein Volksfest fuer die Bewohner, fuer uns Touris eine spannende und amuesante Geschichte:-) Zudem konnten wir noch eine Kundgebung miterleben, kickende Maedels in einer betonierten Sporthalle, feiernde und sich betrinkende Indios und die Autoweihung vor der Kathedrale:-)

Spannende Geschichten scheinen noch vor uns zu liegen, zumindest liegen nach einer Woche schon viele hinter uns:-)

Wir nutzen gerade mal den service der agency aus, das Internet frei zu nutzen, wenn man eine Tour gebucht hat:-) Und so schuetzen wir uns gleichzeitig vor outside La Paz:-) und konnten soeben unserem Guide fuer morgen die Hand schuetteln:-)

Uns geht es gut, gestern ein kleiner Durchhaenger bei mir (zuviel Sonne, zuviel Hoehe, Caca agua;-), doch heute ausgiebig geschlafen, ausgiebig gefruehstueckt (mal kein Pan, sondern Muesli aus good old germany) und schon sieht die Welt wieder froehlicher aus. Die Rueckfahrt gestern Dani sei dank mit “Wild Silk” im Ohr genossen, eine herrliche Symbiose aus Musik und Landschaft!

Lasst es Euch gut gehen und bis bald!

Liebe gruesse mit tausend bolivianischen Sonnenstrahlen,

Claudy y Christian

15. Juni 2007 – Dünne Luft, Stille hören auf dem Tuni Trek der Cordillera Real, Besteigung des 6.088m hohen Huayna Potosi…

Yallahyallahyallahyalla….:-))))

Danylike haette ich gestern am liebsten bei aufgehender Sonne vom Huayna Potosi geschrien! Es war einfach traumhaft, ueberwaeltigend, nicht wissend, ob ich lachen oder es dem Paerchen gleichtun sollte, das sich in den Armen lag und weinte. Ich hatte es geschafft. Mein Traum verwirklicht. Ich habe einen 6000er bestiegen! Meine Gedanken und Gefuehle in Worte zu fassen, erscheint mir fast unmoeglich. Ich bin meinem Guide Rogerio unendlich dankbar, der mich sicher auf den Gipfel fuehrte.

Leider trage ich dieses wahnsinns Erlebnis allein in mir, Kriese musste die Tour nach dem 3 Tage Treck abbrechen, da von Anfang an Hr. Durchfall ihn begleitete, so dass allein die Trekkingtour schon zur Qual wurde. Kriese ist dann am 4. Tag zurueck nach La Paz und hat mich im Basecamp vom Huayna Potosi mit zwei Guides und zwei Jungs aus Irland zurueckgelassen.

warten auf wärmdende Sonnenstrahlen mit Blick auf La Paz

warten auf wärmdende Sonnenstrahlen mit Blick auf La Paz

die letzten Höhenmeter bis zum Gipfel

die letzten Höhenmeter bis zum Gipfel

Ich fuehlte mich wahnsinnig fit, weder die Hoehe konnte mir was anhaben noch der Weg zum Hochlager! Selbst der Aufstieg zum Gipfel in der Nacht um zwei ging sehr zuegig, so dass Rogerio meinte, wir haetten noch viel Zeit. Aber da bin ich doch schon an meine Grenzen gegangen. Ich weiss nicht, ob ich den Weg gegangen waere, haette ich ihn gesehen! So sind wir ja nur in Dunkelheit gelaufen und ich folgte brav dem Lichtkegel meiner Stirnlampe und dem Seil. Man muss schon echt verrueckt sein, aber es ist einfach nur geeeeiiil! Da faellt mir wieder der Spruch ein: “Es gibt soviele Gruende wie es Augenblicke gibt!” So zum Beispiel auf unserer Trekkingroute beim Anstieg zum Pass auf ca. 4900m, wenn einem die Lamas und Alpacas treudoof angucken und mit ihren Blicken verfolgen oder die absolute Stille in der Bergpampa oder Kiddies aus einem Bergdorf, die Kriese den Weg versperren und Suessigkeiten haben moechten und ihren Spass daran haben und wir auch:-)…

Ich war und bin einfach nur uebergluecklich! Ich hoffe, ich konnte Kriese ein Stueck davon abgeben, der mir dann gestern bei der Agentur entgegenkam und mir schon an meinem breiten Grinsen meinen Gipfelerfolg ansah und sich mit mir freute. Ihm geht es mittlerweile wieder besser. Zwischen 4500-5000m laesst sich sowas dann wohl doch schlechter auskurieren…

So geht es morgen dann weiter zu einem weiteren Treck, dem Choro Trail, der bei 4900m beginnt und nach 3 Tagen in ca.1200m endet. Die Welt wird gruener werden und die Temperatur in etwa eure Massstaebe annehmen, wie ich gehoert habe, soll es ja sehr heiss in big D sein:-)

So soll es heute erstmal gewesen sein, meine Gedanken und Gefuehle muessen sich erst noch setzen und sicher laesst es sich dann bebildert noch naeher bringen, ich darf gespannt sein, ob die Guides, die Amis, die Irlae nder und ein Muenchner gute Fotografen sind:-)

Seid lieb gegruesst aus einem verkehrschaotischen und friedlebenden La Paz!

Eure Claudy & Euer Christian

Huayna Potosi

Huayna Potosi

22. Juni 2007 – Auf dem Chorotrail durch die Vegetationszonen der Erde, Fliegenterror in Coroico, Happy New Year in Tiahuanaco…

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Hallo alle miteinander,

eine Woche ist vergangen und nun ist es wieder Zeit fuer einen Zwischenbericht;-) Wir haben Zeit und ausserdem immernoch die Option, in La Paz kostenfrei das Internet in der Travelagency zu nutzen. Also was soll`s, werdet ihr eben gnadenlos zugebombt:-)

Danke erstmal fuer die Glueckwuensche ob meiner erfolgreichen Gipfelbesteigung und die exakte Berechnung, den Abstand zwischen Erdoberfläche und aufgehender Sonne um 0,000000033% verkürzt zu haben:-)

Bergknirpse helfen uns am Choro Trail

Bergknirpse helfen uns am Choro Trail

Lesson 1

Lesson 1

Was man so alles in einer Woche erleben kann, ist schon der pure Wahnsinn. So haben wir uns eben mal dreieinhalb Hoehenkilometer auf den Spuren der Inkas abwaerts begeben und dabei einen Wechsel der Vegetation erlebt, wie er schneller und abwechslungsreicher nicht erfolgen koennte, hat man im heimischen Wohnzimmer auf diese Pflanzen herabgeschaut (wenn sie nicht gerade oben auf dem Regal stehen:-), so durften wir nun unsere Koepfe in den Nacken werfen (sofern uns unsere Rucksaecke dazu Platz liessen), um diese grandiose Flora zu bestaunen…, am Ende des El Choro Trek in Coroico 2 Tage im Luxus gebadet (im Vergleich zu den Unterkuenften und Essen bisher – obwohl ich an dieser Stelle die leckeren Suppen unserer Guides um Gottes Willen nicht anprangern moechte), so richtig mit grossem Zimmer und Baño privado und Balkon mit Haengematte mit wundervollem Blick auf den hinter uns gelassenen Weg und “meinem” Gipfel, dem Huayna Potosi, wo ich natuerlich in der Haengematte mit Musik im Ohr wieder ins Traeumen und Schwaermen gekommen bin:-), mit Fruehstuecks -und Abendbrotbuffet, wo wir uns mal richtig die Wampe vollgeschlagen haben, haetten die uns noch ein paar Tage laenger gehabt, waeren sie wohl so ins Minus damit gekommen;-), einem Swimmingpool, worin wir natuerlich auch mal rumgeplantscht sind, da die Temperaturen mal in etwa Eure Massstaebe angenommen hatten.

Um ehrlich zu sein, hatten wir uns den Choro Trek einfacher vorgestellt! Die 2 Tage Luxus hatte ich noetiger als nach dem Kraftakt auf den 6000er! Unser Gang die Treppe runter sah ob unseres heftigen Muskelkaters in den Waden bestimmt urig komisch aus, zudem schmerzten meine Fuesse a.G. meiner Wanderschuhe wie verrueckt, die Pflaster an den Fersen wurden von Tag zu Tag groesser:-) Was die Guides immer nur mit meinen Schuhen wollen?! Der Guide einer Choro-Touri-Gruppe war wie schon Silberio begeistert davon, keine Ahnung warum, vielleicht weil sie steigeisengeeignet sind oder orange? Dennoch brauche ich sie noch, da meine einzigen festen paar Schuhe! Sorry guides! In Coroico selbst pisackten uns ein paar nervige Insekten und uns wurde klar, was wir in Deutschland vergessen hatten: das gute alte Fenistil und die Malaria-Prophylaxe! Urgh!! Ein Fenistil-Ersatz bekamen wir in der Farmacia um die Ecke, mit dem Malariazeugs werden wir sehen… Aber wie immer der Spruch: Es gibt soviele Gruende wie es Augenblicke gibt und damit werden wir aufs Beste entschaedigt, wenn wir in Coroico in einer guten deutschen Backstube ein Stueck russischen Zupfkuchen und Linsertorte ergattern, uns die Bergdorfkiddies mit ihren dreckigen Haenden und verrotzten Nasen professionell beim Zeltaufbauen helfen und neugierig unsere Reisefuehrer durchblaettern und sich dabei herausstellt, dass sie lesen und sogar ein paar Brocken Englisch koennen, sich mit scheinbar Nichts beschaeftigen koennen und gluecklich zu sein scheinen, ein ungefaher vierjaehriger Knirps wie ein Grosser eine Lamaherde vor sich hertreibt, die verschiedensten Voegel auf der Wanderung ein Konzert veranstalten, wie man es sonst auf einer CD bei Rossmann zu kaufen kriegt, man sich unterm Kreuz des Suedens erleichtern kann, selbst in dem abgeschiedensten Bergdorf seine trockenen Kehlen mit einer Coca Cola erfrischen kann, ein Bergbewohner aus La Paz in sein Dorf zurueckkehrt und uns des Weges begleitet und man sich mit ihm trotz duerftiger Spanischkenntnisse eine Stunde unterhalten kann, wir uns mutig durch Lamas, Kuehe, Pferde, Eseln hindurchdraengeln, die uns den Weg versperren, ein am Chorotrek lebender Japaner, scheinbar vollkommen abgeschieden von der Aussenwelt, der bei der Registration mit einem Atlas in der Hand hinzukam, um mir dann zu erlaeutern, dass Jena in Thueringen liegt und Erfurt die Hauptstadt sei … Es gibt viele Gruende, es gibt viele Augenblicke…

Leider gibt es mittlerweile eine neue Route von Coroico nach La Paz, so dass wir die sogenannte “Todesstrasse” wohl erst spaeter per Bike erleben werden…

Neujahrsgruß

Neujahrsgruß

Gestern dann haben wir zum zweiten Mal dieses Jahr das Neue Jahr begruesst und mal hautnah miterleben koennen, wie die Leute hier so ihre Feste begehen. In der Nacht um drei quaelten wir uns aus den Federn und mit einer Agentur ging es dann nach Tiahuanaco, wo bereits tausend Andere diesselbe Idee hatten, sich in Eiseskaelte hinzustellen, um die Sonne per ausgestreckter Hand zu begruessen und zu empfangen. “El retorno del sol” ist ein Fest der Aymarà-Bevoelkerung, die damit das ”año nuevo andino” begehen -Willkommen in der Zukunft, wir schreiben das Jahr 5515! :-) Sobald die ersten Sonnenstrahlen unser Gemuet beruehrten, lief das Fest auf Hochtouren, ein Feiern, Musizieren, Tanzen, traditionell Bekleidete in den schillernsten Farben und Formen, Opfergaben wurden gesammelt und verbrannt und Claudy und Kriese mittendrin (natuerlich nicht als Opfergabe;-)). Dank unseres Guides wurde uns dann mittels Ruinen und Museum die Tiahuanaco-Kultur naehergebracht, ein grosses Reich, welches vor den Inkas bestand und worueber nur wenig Wissen besteht und somit die Ausfuehrungen immer darin endeten “There are a lot of questions” und “what do you think?”…Natuerlich denke ich an die moegliche Option von Alliens! Ob wir Alliens kennen wuerden? Natuerlich! What about E.T.?? ;-)) Im Tiahuanaco Dorf ging dann das Feiern weiter, wo es wohl bereits am Vortag um vier in der Frueh begann! So sah es auch aus, Muell, Aschehaufen und viele, viele betrunkene Leute! Scheinbar hat mich der Anblick allein schon benommen gemacht, da es mir gar nicht mehr so wohl war, so dass ich in La Paz zurueck mich um 16:00 Uhr hingelegt habe und bis heute morgen auch nicht wieder aufgestanden bin:-) Nun ist wieder alles in Butterzucker und es laesst sich nur spekulieren, was es war (Hoehenluft, kleiner Infekt, zu wenig Schlaf whatever….)

Heute 21:00 Uhr geht dann unser Luxusbus nach Uyuni, es brechen die Tage an, wo wir den Suedwesten Boliviens erkunden werden. Ganz gespannt sind wir dabei auf die grosse Salzwueste, was einfach atemberaubend und beeindruckend zu sein scheint! Ihr werdet daran teilhaben, versprochen!

Bis dahin, lasst es Euch gut gehen, arbeitet schoen fleissig oder macht selbst Urlaub, geniesst den Sommer wo auch immer!

¡Adiós amigos!

Eure Claudy und Euer Christian!

jung wie alt feiern

jung wie alt feiern

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01. Juli 2007 – Unwirtliche Faszination in der Salar de Uyuni, Besteigung des Vulkans Tunupa, Aufenthalt in Tupiza…

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grenzenlose Weite am cementerio de trenes - Salar de Uyuni

grenzenlose Weite am cementerio de trenes - Salar de Uyuni

Nach unserer 5 Tagestour “Lagunas y Salares” durch den Suedwesten Boliviens sind wir nun bereits den 2. Tag in Tupiza, wo wir unserer Seele die Zeit (und Waerme;-)) geben, die gesammelten Eindruecke zu verarbeiten. Was fuer eine Tour im Jeep mit einem fantastischen Team aus unserem Guide Juvenal und unserer Koechin Elisabeth und dem franzoesischen Paerchen Nathalie und Vincent, mit denen wir eine Menge Spass hatten und weit ab des typischen (v.a. amerikanischen) Touristengehabes waren. Was uns Pachamama (Mutter Erde) in den fuenf Tagen zeigte, war einfach nur atemberaubend, kopfschuettelnd ob der Kuriositaeten und surrealen Welten… Und damit die Seele Schritt halten kann, was sie ja beim Wandern tut, haben Kriese und ich den Vulkan Tunupa bestiegen, der 5400m in den Himmel ragt, aber uns a.G. unserer fehlenden Kletterkenntnisse “nur” auf den kleinen Gipfel von 5100m fuehrte. Leider schafften es Nath und Vincent nicht, die Hoehe machte sehr zu schaffen, unsere Akklimatisation war nicht die Beste…Zudem brachte uns Juve nur bis zum finalen Gipfelanstieg, um dort dann sein Mittagsnickerchen zu machen und uns weiter allein hochzuschicken. Prima! Vamos- Allez! Es war ein Mammutaufstieg, ein Kampf gegen Geroell, kalten Wind, Steilheit, Unuebersichtlichkeit ob der Wegfuehrung… doch Schritt fuer Schritt, ob auch noch so langsam, kamen wir unserem Ziel naeher und wurden mit einem ueberwaeltigendem Blick ueber die Salzwueste von Uyuni (12.000km2) und deren umgebenden Berge entschaedigt. Nun konnten wir gemeinsam dieses grandiose Gefuehl einer Gipfelbesteigung geniessen:

“Steigen zwei auf hohe Berge, steigen zwei zum Himmellicht. Der Eine blickt die Welt an, der Andere sieht das Licht. Noch liegt die Erde flach auf der Hand, sind sie den Wolken nah und verwandt, und halten zueinander – auf Lebenszeit…”

Wir danken den Puhdys fuer diese passende Textzeile! Einen Heiratsantrag gab es dennoch nicht…;-)

Der Abstieg bis zu Juve ging sehr schnell, wie eine Skiabfahrt nur im Geroell, sehr spassig (und staubig – die Dusche liess auf sich warten, wenigstens eine Nacht, aber egal!) und wir wurden von ihm mit offenen Armen, Kuesschen und grosser Freude empfangen. Die kleinen Punkte als welche er uns wahrnahm, schienen ihn sehr amuesiert zu haben..

Imaginata in der Salar

Imaginata in der Salar

arbol de piedra

arbol de piedra

Die eingefangenen Eindruecke der Salzwuesten -und Lagunentour lassen sich nur schwer auf diesen weissen Bildschirm bringen, wir hoffen, wir koennen Euch via Diashow die Faszination dieses einmaligen z.T. lebensfeindlichen Fleckchen Erde naeher bringen, diese unendliche weisse Weite der Salar, diese farbenpraechtigen Felsen und Lagunen, die mit Puderzucker bestaeubten Berge, das Zischen, Dampfen, Brodeln der Erde, das scheue zur Seite Springen der gazilen Vicuñas, Flamingos, die sich kaum von der roten Lagune abheben, Kakteen, die 1200 Jahre (und bestimmt genauso viele Stacheln) auf dem Buckel haben, Ruinen der Mineros in der rauhen Bergwelt und das Leben der Bewohner, die dieser Lebensfeindlichkeit strotzen und sei es mit einem Fussballfeld (das Dorf kann nur aus zwei Haeusern bestehen, auf jeden Fall gibt es einen Fussball -und Basketballplatz!)… Und mittendrin mal wieder Claudy und Kriese, die selbst bei -2 Grad im Innenraum ihr Fruehstueck geniessen, mit Handschuhen bepackt ihr Tagebuch schreiben, mit Tevasandalen durch Schnee laufen und froh sind, einen guten Schlafsack zu haben, der sie dazu anhaelt, die Duerftigkeit nach der Toilette solange wie moeglich auszuharren;-)

Nun haben wir uns hier in Tupiza mit Waerme aufgetankt, in der Sonne geaalt, das samstaegliche Markttreiben miterlebt. Es ist wieder an der Zeit fuer neue Abenteuer: morgen geht es fuer 2 Tage auf Pferderuecken durch die bizarre rote Berg -und Felswelt rund um Tupiza, vielleicht ein bisschen auf den Spuren von den Pistoleros Butch Cassidy und Sundance Kid, die hier in der Gegend ihre letzte und letztendlich toedliche Aktion starteten..

Also alles noch Friede, Freude, Eierkuchen, wir geniessen, erleben, begreifen…

Seid sonnig gegruesst von den zwei Begeisterten

Claudy y Christian

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Flamingos im Abendlicht

Flamingos im Abendlicht

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11. Juli 2007 – Wilder Westen in Tupiza, Erlebnisse im Silberberg Cerro Rico in Potosi, Neuschnee und Streik in La Paz…

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¡Hola y buenas noches a alemania!

Nun haben wir es in Sack und Tueten, morgen geht es mit dem Mountainbike auf die world’s most dangerous road – hier nun ein letzter Gruss von den 2 Globetrottern! ;-))

abgründig ... der Schwebebalken für Busfahrer

abgründig ... der Schwebebalken für Busfahrer

Wir werden es sicher ueberleben, immerhin haben wir das T-Shirt auch schon, wo gross draufsteht “ich habe ueberlebt!” Ein bisschen aufregend ist es allemal…ein waghalsiges Unterfangen von 4600m auf 1300m runterzurasen und das auf Teilstrecken, wo… ach reden wir lieber nicht davon, Mama bekommt sonst Herzrasen…;-). Wir werden dann wieder Bilder sprechen lassen, wenn die Kamera nicht gerade an den Steilpisten abhanden kommt… ups… Wenn alles gut geht, landen wir dann morgen von La Paz wiedermal in Coroico, wo wir uns dann einen Tag von den Strapazen erholen werden und von wo aus uns unsere Reise dann weiter in die Pampa (Dschungel) nach Rurrenabaque fuehren wird. Soviel Sauerstoff werden wir wohl gar nicht mehr verkraften nach nun knapp 6 Wochen Abstinenz und Hoehenrausch – Rurre liegt gerade mal auf knapp 300m…!

Und da ist es auch schon, das naechste Thema – die Zeit. Uns wird langsam schwer ums Herz… Die Tage sind gezaehlt (und auch schon ausgefuellt) und weiter darf ich noch nicht denken… Natuerlich freuen wir uns wahnsinnig auf ein Wiedersehen mit Euch, auf unsere heimische Toilette, wo man sich mal wieder richtig schoen draufsetzen (die Saisonvorbereitung von 8 Wochen fuer muskulaere Oberschenkel duerfte dann damit abgeschlossen sein;-) und das Toilettenpapier reinfallen lassen kann, auf fliessend warmes Wasser, auf Softeis, auf die Simpsons in deutsch… genauso gut werden wir einiges vermissen, habe mich heute bei der Ankunft in La Paz schon fast heimisch gefuehlt, vieles ist vertraut geworden, vieles liebgewonnen und Deutschland schreit noch nicht nach uns (ausser auf dem Flugticket)…

Ach so, nun wollt ihr sicher wissen, woher wir heute gekommen sind:

Der Weg fuehrte uns von Tupiza hoch zu Ross durch die bizarre und warme Felswelt entlang des Rio Juan und die Sonne zeigte mal wieder, in welche Zauberwelt sie in ihrem Abendlicht die Natur versetzen kann – glutrot die Felsen und die flache Landschaft zu ihren Fuessen erinnerte an Afrika (auch wenn wir selbst noch nicht dort gewesen sind, aber es gibt ja bekanntlich diverse Dokumentations -oder auch Hollywoodfilme;-)), wir durften wieder die Bevoelkerung zu Land hautnah erleben, dabei bin ich an einem interessierten Maedel von 10 Jahren zwei Stifte losgeworden und haben gespannt mit ein paar Jungs die Copa America verfolgt und Kriese konnte sich als Sieger in Schach und Dame gegen einen Knirps, der schon ganz gross wirken wollte hervortun… Glueckwunsch nochmal an dieser Stelle;-) Wir durften auch ein Wettrennen zwischen unseren Pferden Laguno und Speedy Conzales miterleben – allerdings sassen wir verdammt nochmal auf deren Ruecken! Unser Guide war so gutmuetig uns exakt in die Fuehrung von Pferden einzufuehren – immerhin sind wir ja nach dem 3Tagesritt in Chile schon Experten! So konnten wir unsere Gaeuler fantastisch zuegeln, sie verstanden uns scheinbar nicht richtig und liefen auf Hochtouren – eine Sache zwischen Aufregung, Spass, Abenteuer und Angst (vor Kontrollverlust – beim Alkohol nicht so schlimm, da bekommt man den ja nicht mit, auf dem Pferd schon…;-)), es war echt schon eine berauschende Geschwindigkeit und das dann noch durch den Fluss, so das wir obendrein eine Dusche bekommen haben. Unser Guide amuesierte sich koestlich:-) Wir im Nachhinein auch… Das Abenteuer ging am naechsten Tag weiter, als Laguno sich nicht einfangen und satteln liess und glatt entwischt und ausgebuechst ist (nach Hause fuer uns auf Nimmerwiedersehen:-). Natuerlich schickte der Guide uns Experten erstmal allein los… Gut! Claudy und Kriese hoch zu Ross fuehrerlos – warum nicht? Den entgegenkommenden Autos ausweichen, bellende Hunde ignorieren, durchs Dorf tappen und die Pferde zuegeln, die wissen, dass es nach Hause geht – alles ein Leichtes:-) Auch hier ein Gefuehl aus Abenteuer und Angst, bravouroes gemeistert. Unser Guide holte uns dann auf einem anderen Pferd wieder ein und das Abenteuer klang aus…

Von Tupiza ging es dann nach Potosi, ein 7 Stunden Ritt zu Bus, ein buntes, chaotisches, wildes Treiben auf dem Busbahnhof, da die Gesellschaften fuer die Universitaeten 48h gestreikt hatten… Potosi eine imposante Stadt, ueber welche kraftstrotzend und kraftnehmend der Silberberg Cerro Rico thront, welcher der Stadt im 16.Jhd zu grossem Reichtum verholfen und Potosi zu eine der fuehrenden Weltwirtschaftsmetropole gemacht hat. Mittlerweile gilt sie als arme Region Boliviens, aber der Wert der Stadt ist erkannt mit ihren praechtigen Kolonialbauten und ihrer langen Geschichte, was sie auch fuer Touristen attraktiv macht, so dass wohl in den letzten Jahren ein kleiner Aufschwung zu verzeichnen ist. Wo die Abenteuergeschichte fuer Euch hier versteckt ist? Nur soviel – was ich wohl auf den Berg schaffe, schafft Kriese im Berg – die Rede ist von einem Besuch in einer der noch 200 existierenden Minen (Silber, Zinn..) im Cerro Rico. Kein Museum! Es ist die beengende Begegnung mit der realen Arbeitswelt der Mineros! Nach einer Verkaufsshow à la QVC in den Minerosshops fuer Dynamit, Arbeitsschutzkleidung, Cocablaetter und Softdrinks, wo wir Touris eine Tuete erstehen sollten als Mitbringsel fuer die Mineros in den Schaechten, ging es dann eingekleidet in Helm, Stirnlampe und Schutzkleidung inkl. Tuch um Mund und Nase gegen die dreckige Luft und mit einer Tuete mit Dynamit, Coca und Softdrink in der Hand zum Mineneingang…und letztendlich rein ins Hoellenloch! Wir sollten bitte nicht die zuhauf herunterhaengenden Schlaeuche, aus denen es zischte, anfassen. Geduckt ging es in die Dunkelheit, Stuetzbalken hingen z.T. im Weg, die Schlaeuche wechselten ihre Seite und Platz fuer die arbeitenden Mineros und ihren vollgeladenen  Waggons musste auch noch gelassen werden…Level 1! Bis dahin alles gut! Als Kriese dem Guide folgend vor mir in einem engen Loch auf Po und Ruecken rutschend verschwand, musste ich a.G. meiner doch wohl vorhandenen Klaustrophobie kapitulieren! Ins Ungewisse gehen, nicht wissend, wie der Zustand und die Laenge dieses beengenden Weges ist – da gelobe ich mir doch meine Freiheit auf Bergen:-) Kriese stattdessen rutschte in Level 2 und 3 und war von unserer Gruppe der einzig uebriggebliebene und bekam somit eine Einzelfuehrung zu den schnapsdrinkenden Mineros, die damit den El Tio und Pachamama gnaedig stimmten. Wen Kriese damit gnaedig stimmen wollte…?;-) Zumindest nicht seinen Ausgang, der ploetzlich mit dicken Holzbalken verschlossen war! Hiiiilfe, spaetestens hier waere meine Stoerung in voelliger Panik ausgebrochen!! Nun hatten wir beide unsere Einzelerlebnisse sowohl bzgl des Erfolges als auch des Scheiterns:-)

Weiter bewegten wir uns irgendwo, irgendwie zwischen Streiks, knallenden Protesten und Kundgebungen, Sturm und Regen in Sucre- Boliviens wundersam koloniale Haupstadt, feierlichen Staatsempfang, einer zufaelligen Wiederbegegnung mit Nathalie und Vincent, die wohl auf Grund der Streiks, des Sturmes und des Neuschnees in La Paz in Sucre haengen geblieben sind, mitten auf die Strasse pinkelnden Indiofrauen, woraufhin sich mir die Frage stellt – Was traegt frau unterm Rock? ;-) – , bizarren Markttreiben, wobei uns immer wieder die Fleischerstaende kopfschuettelnd in ihren Bann ziehen, Peñas und Claudys Tanz mit der Gruppe “Katari”, Iberias Buero, die uns offenbaren, dass unser Rueckflugticket von La Paz nach Buenos Aires der letzte Schein von unserem Hinflugticketblock ist – wer soll das ahnen und ein hoch auf unsere Sammelleidenschaft jeglicher Schnipsel, die in irgendeiner Weise als Erinnerungsstueck dienen koennten, bettelnden Leuten, Schuhputzerjungs, verlorengegangenem und wiedergefundenem deutschen Reisefuehrer… und der Idee, eher ein T-Shirt zu entwerfen fuer “I survived La Paz” als wir uns heute wieder zwischen den hupenden und eng auffahrenden Autos hindurchschlaengeln mussten:-)

Und nun Schluss, Fussball laeuft schon – Brasilien gegen Uruguay – Halbfinale:-)

Todos amor y hasta luego!

Claudy y Christian

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21. Juli 2007 – Survive the Death Road nach Coroico auf dem Bike und nach Rurrenabaque im Bus, von Krokodilen und anderen Getier…

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¡Una pequeña hola a nuestros amigos! :-)

Alle die, die sich die Frage gestellt haben, ob es neben der italienischen und franzoesischen Kurve auf der Deathroad nun auch eine Deutsche gibt, muessen wir enttaeuschen: wir sind heile runtergekommen! Der Italiener und der Franzose hatten es 2005 nicht geschafft, die Geschichten gab uns der Guide zum Besten, ebenso die der schweren Busungluecke, so das letzendlich die Bolivianer dafuer protestierten (und zum protestieren gibt es hier viel, dazu spaeter:-) und die Strecke blockierten, dass die noch im Bau befindende neue Strasse endlich eroeffnet werde, was sie auch erreichten – sie ist bis heute nicht fertig gestellt…:-)

schneller als der LKW Fahrer erlaubt - im Geschwindigkeitsrausch

schneller als der LKW Fahrer erlaubt - im Geschwindigkeitsrausch

Wir stattdessen haben fuer uns ein neues Hobby entdeckt (falls es mit dem Handball mal nicht mehr so geht, wie wir wollen;-) – Downhill!!! Ein absolut geiles, berauschendes Gefuehl – Hoehenrausch sowieso und neu fuer uns (ausser auf deutschen Autobahnen;-) – Geschwindigkeitsrausch!!! Wow!! Lkws mit dem Bike zu ueberholen hat schon was! Und `nen LKW am Po kleben zu haben ebenfalls, noch mehr Adrenalinschub bei dem Gedanken daran zu stuerzen und an das Versagen der LKWbremsen… Auf der “wirklichen” Deathroad (Schotterpiste an atemberaubenden Abgruenden entlang) war Kriese dem Geschwindigkeitsrausch mehr verfallen und hat sich immer an den Hintern unseres Guides geklemmt, voellig weggebimmelt:-) Auf dem ersten asphaltierten Stueck haetten wir beide nicht genug bekommen koennen…dabei noch in einer faszinierenden Bergwelt an schneebedeckten Gipfeln vorbei und in Wolken eintauchen, was das ganze noch an seiner Dramatik steigerte… Und das Ganze dauerte gute 64 km (und zugegebenermassen mussten wir auch eine Strecke kraeftig demmeln bis die Lunge platzt und das Gehirn matscht – entlohnt oben mit Banane und Schokoriegel:-)

Wer dann denkt, dass es das mit Ankunft in Coroico schon war, hat sich geschnitten. Nachdem man sich gut in diesem schoenen Ort inmitten der Yungas und beisenden Fliegen von den Strapazen erholen kann, seinen Guide seiner ersten Tour zufaellig wieder trifft und sich tierischst darueber freut (Silberio – die Welt ist so klein, selbst in Bolivien:-), nochmal einen Plausch mit der Backstube haelt und dabei wieder lecker Linsertorte ersteht, von einem deutschen Touri eine Ueberfallgeschichte mit Messerattacke erzaehlt bekommt (nicht hier! in Baños in Ecuador – da waren wir ja zum Glueck schon!:-) geht es dann fuer alle die, die sich dafuer entschieden haben, mit dem Bus nach Rurrenabaque zu fahren, in ein wirklich extrem waghalsiges Abenteuer – and the deathroad goes on… Nachdem der Bus nach bolivianischer Zeit puenktlich erschien (etwa anderthalb Stunden spaeter:-), hielt er auch gleich wieder nach 5 Minuten – Reifenpanne! Weitere anderthalb Stunden durften wir uns darueber amuesieren, was fuer die Busfahrer allerdings zu einer Qual wurde – Schlauchwechsel mit Hammer und Meisel, allein die Luft wieder aufzupumpen beanspruchte eine halbe Stunde – und das ganze passiert, waehrend die Insassen noch im Bus warten…Egal! Nach getaner Arbeit konnten wir den wirklichen Nervenkitzel einer Deathroad erleben (das andere war ja wie gesagt fast nur Geschwindigkeitsrausch, wovon hier jetzt ganz bestimmt nicht mehr die Rede war!). Unser Riesenbus (etwa die Groesse eines Doppelstockbusses) beanspruchte nun bis zum Einbruch der Dunkelheit (mehr wissen wir nicht:-) die “Strasse” fuer sich, wobei ab und an der Blick nach unten keine Strasse mehr offenbarte, sondern wir in den klaffenden Abgrund starren durften (wir sassen zum Glueck auf der richtigen Seite:-) – es wurde eine sehr aufregende und magenumkrempelnde Fahrt mit beinahe Zusammenstoessen, Rumrangieren und Rueckwaertsfahren, wenn mal gar nichts mehr ging, einem 3D Kinovergnuegen beim Blick vorn raus, wenn man das Gefuehl bekam, der Bus faehrt jetzt eben mal schoen vor die Wand, einem Pfeifen direkt unter mir – mal wieder eine Reifenpanne and the same procedure, Nebel und Dunst mit der Hoffnung verbunden, der Fahrer weiss mal, was er tut und ist nicht frustriert ob der Reifenpannen, das Bergen eines verunglueckten Transporters:-/, immer das Bild vor Augen, man faehrt auf einem Binnfaden, links geht es steil 50 – 100m ab, rechts eben mal 50 -100m steile Felswand rauf und wir machen unsere Kuer (oder Pflicht?) auf diesem Schwebebalken…

Durch das Rumgeschuggele schafft man es trotz Aufregung irgendwann mal einzuschlafen, und man schlaeft solange, bis dann zwei Maedels ploetzlich anfangen tierischst zu kreischen und panisch zu schreien, man mit bekommt, wie der Bus in eine gefaehrliche Schieflage geraet und man spuert, dass wohl seine letzte Stunde geschlagen hat (wobei uns unser Leben natuerlich nicht im Schnelldurchlauf vor unseren Augen ablief…), sich versucht zu orientieren und es als Fahrt die Boeschung hinab einstuft und ueberlegt, ruhig zu bleiben oder mit zu schreien… bis sich das Ganze als extrem tiefe Fahrbahnrinnen entpuppt und dass eine Colaflasche von der Ablage in den Schoss des Maedels aus dem Schlaf gerissen und in Panik versetzt hat… Puh! Nochmal Glueck gehabt! Nach dem sich unser Herzschlag wieder beruhigt hatte, konnte auch weitergeschlafen werden bis zu den Morgenstunden zur Ankunft in Rurrenabaque…

Die Frage eruebrigt sich von selbst, wie wir wohl zurueck nach La Paz gekommen sind angesichts dieser Turbulenzen… wir sind natuerlich zurueck geflogen (so wie die meisten Touris, die diese Busfahrt UEBERlebt haben:-)! Auch spielt der zeitliche Faktor keine unerhebliche Rolle: mit dem Bus sind es gute 18 Stunden, mit dem Flieger nur 45 Minuten:-) Wobei das Ganze natuerlich ebenfalls ein kleines Abenteuer ist, was wir nicht missen moechten… mit diesem suessen Maschinchen auf einer Wiese zu starten, welche sich dann von 300m auf 6000m hochquaelen muss, um die Koenigskordillere zu passieren…atemberaubend!

Bereits in Rurrenabaque wussten wir schon, dass heute in La Paz gestreikt werden wird (gegen den geplanten Regierungssitzwechsel nach Sucre), so dass wir froh sein koennen, einen Weg ins Zentrum  und ein Dach ueber unsere goldenen Haeupter gefunden zu haben (die Touris haengen in La Paz fest und die Hostals sind dementsprechend belegt)! So verkehrsberuehigt haben wir die Stadt (wie auch?) noch nicht erlebt, fast gespenstisch! Und eine klarere Sicht auf die umliegenden Berge gab es obendrein – sowas sollten die Leutchen mal einfuehren, allerdings moechte ich dabei meine Taxifahrt und mein Mittagessen garantiert wissen (wir waeren heute doch tatsaechlich fast verhungert;-)).

In Rurrenabaque selbst ist die Pampatour ob ihrer faszinierenden Tierwelt sehr zu empfehlen, ob ihres Tourigehabes gehoert sie aber definitiv nicht zu unseren Highlights. Zwischen all den Krokodilen, pinken Flussdelfinen, Paradiesvoegeln, Affen, Fledermaeusen, Cobras, Anakondas, Monsternagetieren (die aussahen wie Meerschweinchen, aber leider um das 100fache groesser waren und somit in die Kategorie horrorfilmverdaechtig einzustufen sind:-), Schildkroeten, Piranhas, Muecken und den 100 anderen Lebewesen, von denen wir (zum Glueck?) nichts mitbekamen, bewegten wir uns in einem unueberhoerbaren “really????”, “no way”, “oh my god” und “jesus” in einer dermassen angehobenen Stimmlage, was regelrecht unser Hirn zermalmte und nicht nur die Tiere verschreckte! Zum Glueck konnten wir uns auf Haengematten fluechten und dort ein wenig entspannen und dem Mond dabei in sein grinsendes Gesicht gucken, der sicher ueber die Touris feixte:-).

Ein lachendes oder ein weinendes Auge – wer es bis hierher wiedermal geschafft hat, hat das Ende unserer Abenteuergeschichten erreicht! Die Zeit ist abgelaufen, leider, leider – f

Ganz liebe Gruesse von hier nach da,

Eure Claudy und Euer Christian

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26. Juli 2007 – Rückreiseschmerz in Sorata auf 5000m, Adios Bolivia!…

Nochmal ein kleines Lebenszeichen,

dass wir auch den letzten Streifzug durch die 5000m trotz geringerem Sauerstoffanteil und atemberaubender Szenerie des maechtigen Illampu-Ancohuma-Massivs und die bolivianische Missachtung physikalischer Gesetzmaessigkeiten in oeffentlichen Verkehrsmitteln – Wo ein Koerper ist, kann kein zweiter sein – egal, die Busse werden bis obenhin vollgestopft mit Menschen, die dabei trotzdem noch atmen und sich freuen koennen, ueberlebt haben, eigentlich besser ausgedrueckt intensivst erleben durften.

Faszination Berge bei Sorata

Faszination Berge bei Sorata

Unser Guide in Sorata ist gleichzeitig auch Internatsleiter fuer 19 Kiddies, da gibt es sicher eine Menge an sozialer Arbeit; -) Eine Nacht haben wir schonmal im Internat zugebracht, wir waeren gerne laenger dort geblieben, da wir eine Menge ueber Land und Leute von Eusebio erfahren konnten erstaunlicherweise trotz unserer geringen Spanischkenntnisse. Es sind nochmal 4 Tage vollkommener Glueckseligkeit geworden, nun bereiten wir uns in La Paz seelisch auf unsere Rueckreise vor, unseren Flug haben wir heute leider rueckbestaetigt und dafuer durften wir auch noch 14 EUR zahlen und dass, wo ich das doch alles gar nicht will! Bin gespannt, ob wir auch die Fensterplaetze bekommen, die wir angegeben haben – wehe….

Wir sind es jetzt schon leid, wieder in die grimmigen Gesichter der am Frankfurter Flughafen arbeitenden Leute gucken zu muessen…

Adios Bolivia, Hola Alemania-

mit den liebsten Gruessen von

Claudy und Christian

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