Flucht vor den Puri Puris auf den Mond

Venezuela Part III – RORAIMA, we did it! Unser 1. Berg der 7andessummits+

Dieser Berg war kein Kampf gegen die Hoehe, gegen Schneesturm, Appetitlosigkeit und Atemnot… dieser Berg war ein Kampf gegen erdrueckende Hitze, hohe Luftfeuchtigkeit und Einen auffressenden kleinen miesen Plagen namens Puri Puri, eine Art Sandfliegen! Und dieser Berg war ein absoluter Naturgenuss einer besonderen und ganz anderen Art!

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Roraima ist der hoechste Berg von Guayana, wird jedoch von der venezolanischen Seite aus bestiegen. Wir sind in das Vergnuegen gekommen, an einer Stelle auf dem Gipfel sowohl in Venezuela, Guyana und Brasilien gestanden zu haben … insofern haben wir in 13 Tagen 3 Laender bereist:)

Der Name Roraima stammt von den Indianern und bedeutet “mother of water!” – immerhin entspringen auf seinem Gipfel 3 Fluesse, die sowohl in Venezuela, Brasilien als auch Guyana in einen großen Fluss und mit diesem schließlich ins Meer münden.

Mehr Informationen zum Roraima hatten wir bereits hier zusammengefasst >> Roraima

Aber von vorn:

Von Ciudad Bolivar ging es mit einem Nachtbus an die Grenze zu Brasilien, in die Gran Sabana nach Santa Elena. Wir sind vor gewarnt worden, doch ja waermere Sachen mit in den Bus zu nehmen, da es die Buskompanien es wohl zu gut mit einem meinen und die Klimaanlage auf das Aeusserste ausreizen… Ja gut, mit warmen Klamotten ist es bei uns ja nicht so eng – ein paar dicke Socken, Fleece, lange Hose – kein Problem. So dachten wir und wurden eines Besseren belehrt! Womoeglich war dies schon die temperierte Akklimatisierung für den Aconcagua!!! Wer hat denen das verraten, dass wir da rauf wollen, verdammt?! Kriese vermutete derweil einen Leichenschmuggel hinter diesem Kühltransport. Bei Ankunft in Santa Elena haetten die Einwohner zumindest mal deutsche Tiefkuehlkost geniessen koennen, haetten wir nicht unseren Daunenschlafsack genutzt. Ohne Witz, unser Atem kristallisierte und wir konnten vor Eiseskaelte nicht einschlafen. Die FAZ musste herhalten und fuer kurz fuehlten wir uns wie ein Obdachloser auf der Parkbank damit. Jedoch wissen wir nun, die Zeitung als Zudecke hilft nicht viel. Kriese nutzte die Gunst der Pinkelrast, um vom Gepaeckraum den Daunenschlafsack zu holen. Die Eiszapfennase konnte schliesslich unseren Schlaf nicht mehr verhindern und ausser den 3 Passkontrollen inklusive einer Gepaeckkontrolle an den Militaerstuetzpunkten konnte unseren Schlaf bis nach Santa Elena nichts mehr aufhalten!!

Santa Elena selbst? Nun ja. Wir nennen es mal den Ausgangspunkt fuer die Besteigung des Roraima. Ansonsten ist es ein kleines Nest, heiss, schwuel und fuer die Brasilianer reizvoll, hier billig zu tanken und einkaufen zu gehen. An den Tankstellen ist bereits die Miliz stationiert, die auf die Vorgabe achten soll, dass nur noch eine Tankfuellung getankt wird…Aber auf das Gemuese scheinen die nicht aufzupassen, da wollten wir schonmal selbst kochen und uebrig blieben Nudeln und ne Soße Napoli von Heinz, weil wir partout kein ordentliches Gemuese gefunden hatten – undenkbar fuer uns bisher gewesen in einem Land in Suedamerika! Venezuela – ein Importland…

O.k., blieb eben genug Zeit, unsere von Puri Puri Stichen dick angeschwollenen Fuesse zu kuehlen – angesichts der Hitze natuerlich schwierig. Auf venezolanisch sah das mit einem in kaltem Wasser getraenkten Handtuch dann so aus:

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Wir buchten einen 6tägigen Trip auf den Roraima bei Mystik Tours – der Name klingt bereits verheissungsvoll:) Mit uns startete noch ein 5köpfiger Trupp in dieses Abenteuer – 4 Leute aus dem Nachbarland Guyana und ein Ami, welcher 2 Jahre in Guyana gearbeitet hat und nach der Tour nach Kalifornien zurueckreist.

Abgesehen vom Kampf gegen die Sandfliegen, gegen die wir uns nichts sehnlichster wuenschten als ein Ganzkoerperbad in Autan, war diese Tour gepraegt von einer in wundervolles Sonnenlicht getauchte Naturschoenheit, von Regen und Trockenheit gezeichnete roetlich gefaerbte und zum Teil in Spalten aufgerissene Pfade, von Gewitterwolken mystisch umhuellte und von Blitzen erhellten Tafelberge, von fremdartigen und heimisch anmutenden Pflanzen, Vollmondschatten, Vuvuzelagrillen, Weckervoegeln (die solche Geraeusche fabrizierten, dass Kriese auf seine Uhr schauen musste, um zu gucken, was die zu melden hat:), Gluehwuermchenwiesen, Regenboegen zum Anfassen, Sonnenuntergaengen, imposanten Wasserfaellen, Regenwaldzauber, ueberwaeltigenden Sternendaechern, Ameisenstrassen, die als Einzige unseren Weg kreuzten, flink daher blickenden Gekkos und dem Gefuehl, mit sich im Reinen zu sein. Und immer auf der Hut vor Klapperschlangen, schwarzen Skorpionen und Kakerlaken…

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2 Fluesse mussten bis zum Basecamp mehr oder weniger waghalsig ueberquert werden.

Gegen die Puri Puri Attacken dabei schuetzten wir uns mit Autan und langer Kleidung oder einem schnellen waghalsigen Eintauchen in ein Flussbad – so schnell habt ihr mich noch nie in kaltes Wasser eintauchen sehen!! Beim täglichen Geschaeft half auch das Wedeln mit Toilettenpapier am Hintern nix … nun sitz ich auf meinen Stichen…Jungs, da habt ihr es mal wieder viiiiel einfacher ;))

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Die Gipfeltage derweil waren eine vollkommen andere Welt, aber nicht weniger schoen. Zunaechst einmal – keine Puri Puris mehr!! Puuhhh :) Und – noch nie standen wir auf einem Gipfel der so vielfaeltig war! Noch nie standen wir auf einem Gipfel, auf welchem wir 8 Stunden Maersche verueben konnten und doch noch nicht alles gesehen haben!! Noch nie standen wir in einer derart mondanmutenden Steinwueste. Wir standen auf dem Gipfel des Roraima – 2.800m ueber dem Meer. Lassen diese Tafelberge von unten betrachtet vermuten, sie seien ganz flach, sind sie oben drauf gestanden alles andere als das! Während unseres 2tägigen Moonwalk stellte sich die bizarre Gipfelwelt sehr abwechslungsreich vor: von weiten Sandbaenken, kleinen Wasseransammlungen, Swimmingpools, Wasserfaellen, faszinierenden Felsformationen, in welchen sich vor allem versteinerte Tiere erkennen lassen, Kristalltaelern,  schwindelerregenden Tiefblicken, vielfaeltiger Flora, vom Regen erbrachte abendliche Wasserfalldusche, Canyons, weit aufklaffenden Spalten, Teiche, sumpfartigen Biotopen mit schwarzen Schlammloechern, worin man, so uns berichtet wurde, bis zur Huefte einsinken konnte, Grotten, kleine Klettereien, Balancereien – eine unendliche Faszination!!

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Und ein kleines kleines bisschen Heimatgefuehl – uebernachtet wurde in einer Bofe, die es hier wohl auch zu Hauf gibt. Hier werden sie Hotel genannt. Es gruesst die Saechsische Schweiz :))

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Am 2. Gipfeltag schließlich konnten wir unseren ersten Berg für die 7andessummits+ verbuchen, wir moonwalkten zum sogenannten Triple Point und standen damit auf dem hoechsten Berg von Guyana. Dieser Punkt markiert die Grenze zwischen Venezuela, Brasilien und Guyana.

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Am 5. und 6. Tag ging es auf dem selben Weg zurück zum Indianerdorf Paraitepui, Ausgangsort des Roraimatrek und schließlich mit dem Jeep huckelpistendurchgeschuettelt nach Santa Elena. Die Jungs und Maedels unserer Gruppe meinten, wir seien “made of steel” und nie ermuedet… irgendwann und irgendwie und irgendwo muss sich ja nun mal unser Training bezahlt machen!! Aber auch uns stecken die 1500 HM abwaerts und ein 2 1/2 stuendiger Gewaltdurchmarsch vom Camp Rio Ték zum Indianerdorf noch gut in den Knochen.

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Wird´s Zeit, sich in der Posada La Casita von Rainer wieder aufpeppeln zu lassen. Hier stecken wir wieder seit gestern in Ciudad Bolivar. Heute nun geht es mit dem Nachtbus in die Gefilde, die uns wohl mehr zu sagen vom Klima her – nach Mérida in die Anden. Unser naechstes Ziel ist der Pico Bolivar.

Ja, ja, wir wissen … der Daunenschlafsack geht mit ins Handgepaeck im Nachtbus. Man lernt nie aus, ne! :)

Noch nicht mal 2 Wochen liegen hinter uns… gefuehlt haben wir bereits die ganze Welt bereist. Wahnsinn die Geschichten, Wahnsinn das Erlebnis Reisen, Wahnsinn was uns ermoeglicht wird! Wir hoffen, Euch ein Stueck am Reisen mit unseren Geschichten und Bildern teilhaben lassen zu koennen!

Wir schicken Euch ganz viel Waerme und Sonnenstrahlen nach Deutschland fuer einen schoenen goldenen Herbst. Wir wuenschen, dass es Euch gut geht und wir auch Neuigkeiten aus Deutschland zu hoeren bekommen!

Es gruessen Euch herzlich die Traumreisenden

Claudy y Christian

Bildergalerie vom Roraimatrek (Auszüge):

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