Eating for coins – einmal Pommes medium bitte!

Argentinien Part II – Abenteuer im Großstadtdschungel °°° Buenos Aires

Das letzte Kapitel der 7andessummits+ beginnt mit einem Weckerklingeln zu der unchristlichen Zeit von vier Uhr morgens an Chiles Pazifikküste und soll uns direkt an den atlantischen Bruder bringen – der neue Trendsport eben: Ozeanhopping! Das geschieht auch alles sehr reibungslos, die Busunternehmen sind pünktlich, die Grenzposten lassen uns in Ruhe und die Liebesschnulzen auf den Flachbildschirmen gönnen uns den Schlaf im Ledersessel. Auch die Taxifahrt in Schumachermanier über die Betonwüsten von Buenos Aires blieb uns dieses Mal erspart. Einzig die schier unendlichen Eindrücke dieser Monstermetropole ließen uns erschrecken mit einem überdimensionierten Fragezeichen über unseren Köpfen: wie sollen wir es schaffen, uns hier zurechtzufinden?? Das kennen wir ja: tief durchatmen, Ruhe bewahren… nur dass das keine Bergluft ist wider dem städtischen Namen!

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Gut, picken wir uns für den ersten Tag ein übersichtliches Terrain heraus – der berühmte Friedhof im Stadtteil Recoleta soll an uns glauben. Die nette Dame vom Hostal gibt uns die Busnummer und Münzen für den Automaten können wir im Asiashop um die Ecke erbitten, wenn wir eine Kleinigkeit dort einkaufen. Unbekümmert greifen wir zum Eis am Stiel und erleben an der Kasse eine böse Überraschung! Wir bekommen das Rückgeld in zerfledderten Scheinen in die Hand gedrückt. Können wir bitte hierfür Münzen bekommen? Ein ziemlich kurz angebundenes und schnelles – No! – traf uns wie ein Schlag. Hä? Öhm. Könnten wir bitte ein paar Münzen erhalten? – und hielten ihm dieses alte Papier unter die Nase. Wir hatten uns nicht verhört, noch einmal schmetterte uns kurz und bündig ein No! entgegen, die Miene des asiatischen Mitmenschen dabei ohne jegliche Regung, an seiner Hand die Kasse voll fröhlich daherklimpernder Münzen! Das darf doch nicht wahr sein!!?? Wir können nun tatsächlich keinen Bus fahren, da es ausschließlich  nur mit diesem Hartgeld geht! Etwas verwirrt laufen wir in der Sommerglut in das Gebiet, was als Zentrum ausgewiesen ist und zermürben uns dabei die Köpfe, wie wir diese verfluchten 2 Pesos Scheine umgehen können. Rechenfehler schleichen sich ein, verdammt, der erste Versuch missglückt! Der Hot Dog hat dennoch geschmeckt :) O.k., wir müssen etwas Ungerades essen! Nicht das was gefällt und nicht aus Hunger, wird gekauft, sondern das, welches die meisten Münzianer bringt, das wären im besten Fall 1,50 pesos… Der Retter in der Not ist ein großes gelbes M. Verdammt, die Pommes kosten 6 Pesos! O nee, guck guck, pommes medium kosten 6,50! Jippieh!! Komm, wir kaufen das gleich zweimal, da haben wir 2 Busfahrten gesichert … eating for coins in Buenos Aires! Bienvenido!!!

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Den Rest überstanden wir ziemlich unbeschadet und mit einer grandiosen Orientierung. Nicht nur die Köpfe glühen ob der noch mal alles gebenden breit grinsenden Sonne über dem Beton, auch der Auslöser an der Kamera und Krieses Geduld, welche dabei bis aufs Äußerste ausgereizt wurde. Die scharf geschliffenen Steakmesser taten noch mal ihr Übriges in diesem fetten saftigen Rindfleisch und selbst die Sambaklänge des nachts in San Telmo verursachten tatsächlich leichte rhythmische Bewegungen oberhalb von Krieses Nackenbereich während meine Beine mal wieder munter loszappelten :)

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Ob nun Buenos Aires die Lobpreisungen der Reisenden verdient? Sagen wir mal, die Stadt hat ihre Reize. Ihre vielfältigen Viertel machen Buenos Aires zu einem melting pot unterschiedlichster Atmosphären, Flairs, Lebendigkeiten, Kulturen und Architekturen. Darin liegt ihr Charme, je nach Laune in ihre Nischen eintauchen zu können und inmitten dieser aufzublühen.

Weniger vergnüglich für Kriese war seine letzte Nacht im Mehrbettzimmerbett. Im Plausch mit dem Hostalbetreiber stellte sich heraus, dass sie das Bett bereits seit 2 Jahren austauschen wollten, jedoch hierfür das nötige Kleingeld fehle! Uff! Die Wirtschaftskrise hätte dem Tourismus arg zugesetzt, vor allem die Leutchens aus dem amerikanischen Norden wollen nicht mehr so recht. Zeitweise mussten sie ihr Hostal sogar schließen. Schwein gehabt :) Und das Banksystem scheinen die Argentinier auch noch nicht so richtig verstanden zu haben. So wie uns das Hostal erzählte, würde der Lohn in Bar ausgezahlt, da das Kreditkartensystem arg verlangsamt arbeite. Verrückt an der ganzen Sache ist, dass man in Argentinien nur 1000 Pesos abheben kann, ergo, die Menschen sich bei mehreren Banken anmelden, ergo, die mit der Produktion der Plastikkärtchen nicht mehr hinterherkamen, auf welche die Kunden dann bis zu 5 Monate warten mussten…

Uns aber erstmal egal, weil es nämlich just an diesem Tag nach Hause ging! Die Gefühle dabei sind schwer in Worte zu fassen – nur eins, auch der Himmel weinte am Vormittag zum Abschied zum ersten Mal seit Ewigkeiten!! Und dann? Dann lukte er nochmals hervor der glühende Ball über uns – woher weiß das Wetter nur, wie es uns geht?!

Noch einmal sollte unsere gelbe Tasche im Wege stehen, maaahan, wenigstens das hat bald ein Ende!! Behauptet der am Schalter doch tatsächlich, in Deutschland hätten die beim Einchecken einen Fehler gemacht als wir bloß die 3 Gepäckstücke aufgeben konnten. Frechheit! Nun durften wir am Flughafen den Passanten noch ein wenig unsere Sachen präsentieren nach der Devise „aus 3 mach 4“ Gepäckstücke. Und nicht nur das, jetzt flogen wir auch noch mit einer bescheidenen Boing – kein Fensterplatz, kein eigener Bildschirm – was waren wir am Meckern ;) Schade, dass uns der Handballer von der Lufthansa in Buenos Aires erst so spät entdeckte. Er sprach uns wegen des Mendoza Handball T-Shirts an. Mit diesem Shirt hätte er uns jeden Wunsch erfüllen können… Handball verbindet eben :)

Am Frankfurter Flughafen erwartete uns schließlich ein Flummi – Ali, welche freudig auf und ab hüpfte und uns überschwänglich begrüßte! Welch ein schöner Empfang, zu welchem der lecker gefüllte Korb mit Hackepeter, Knackwurst und Weihnachtsplätzchen im Auto das i-Tüpfelchen bildete!

Das Wetter und die Landschaft zeigten sich auch von der kitschigsten Seite: ein mit weißem Hauch überzogenes Feld mit einer großen Rehfamilie und im Hintergrund die kugelrunde glutrote untergehende Abendsonne, wow!

Ein dicker fetter Willkommensgruß daheim ließ unsere Schritte in die eigenen vier Wände leichter fallen – liebe Freunde, ein dickes dickes Dankeschön auch an dieser Stelle nochmals an Euch!!

Und nun? Die Wertschätzung des Eigenheims fällt in den ersten Stunden auf das eigene Bett, auf das eigene Klo zum Hinsetzen und auf das Hineinwerfenkönnen des Klopapiers in das Klo! Das erste Nutellabrötchen ist bereits vertilgt, der erste Sport schon wieder getrieben und die Sonne tut weiter fleißig ihren Dienst :)

Bienvenido Alemania! Wir sind zurück!

Eure Heimkehrer

Claudy y Christian

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