Auf den Spuren des Panamahutes in das Tal der Langlebigkeit

Ecuador Part IV – Im andinen Süden Cuenca und Vilcabamba

Die 6stündige Fahrt von Riobamba in den Süden von Ecuador, nach Cuenca, eignet sich hervorragend, um das Landleben des kleinen Andenstaates zu erleben. Die rund gelutschten Berge werden beinahe bis unter dem Gipfel bewirtschaftet, wild abgesteckte steil ansteigende Felder bezeugen die schwere Arbeit auf dem Lande. Auf saftig grünen Weiden käuen genüsslich die Hochlandrinder und schauen dabei den Bauern zu, wie sie die Felder bestellen und unter den schweren Lasten ihrer Ernten den Heimweg antreten. Die Wohnhäuser zeigen sich derweil so wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten – aus Holz und Blech genagelte Hütten, die nur noch der Dreck zusammen zu halten scheint, unmittelbar daneben die von außen betrachtet nobelsten Villen. So ganz sind wir noch nicht dahinter gestiegen, wie sich ein Ecuadorianer das Leben in seinem Land leisten kann. Der Mindestlohn beträgt 240 USD und liegt damit höher als in Peru und Bolivien, dennoch nicht viel, wie wir meinen und die Preise hier kennen…

Der Busfahrer scheint die grandiose Gegend schon zur Genüge gesehen zu haben und rast mit seinem niegelnagelneuen Bus durch diese wundervolle Andenlandschaft und meint, mit den anderen Busgesellschaften ein Wettrennen unternehmen zu müssen. Bindfadengleich schlängelt sich die Panamericana entlang tiefer Schluchten und gewährte ab und an einen Blick auf die berühmte ecuadorianische Eisenbahnstrecke. Einem Mitreisenden ist das ganze Unterfangen nicht so gut bekommen… :)

In Cuenca am Abend angekommen, verweigerte uns erstmal ein Taxifahrer unser Weitergelangen zum Hostel! Unser Gepäck scheint überaus abschreckend und der Verdienst nicht so schlecht zu sein…

Von unserer Posada stolperten wir beinahe bei unserem nächtlichen Eroberungsfeldzug über das von Österreichern betriebene Café Wunderbar und fanden ein Stück Heimatnähe zum Entspannen. Für unsere bereits südamerikanisch angepassten Mägen gab es eine deftige Suppe und Senfsoße mit Ei :) Nur die Happy Hour ist etwas gewöhnungsbedürftig zwischen 11.30 und 18.30 Uhr … %-)

Am nächsten Tag begaben wir uns durch die wegen ihrer Kolonialbauten, schmalen Straßen, vielen Bars und Restaurants und der liebevoll verzierten Häuserfassaden charmante Innenstadt von Cuenca. Schüler empfingen uns mit Pauken und Trompeten auf der Plaza und begingen ein „vivimos en paz“ Event und schienen zudem mit Sektkühler auf dem Kopf, einer leeren Bierflasche in der Hand und einem volltrunkenem Laufstil auf die Gefahren des Alkoholkonsums aufmerksam zu machen oder es besteht bereits Eines… Wir ließen uns derweil körperlich nüchtern und mental volltrunken ob der Eindrücke weiter über die Parques und Plazas treiben und landeten schließlich ohne auf der Suche zu sein bei unserem Panamahut :) In der Casa Paredes Roldán gibt es eine ganze Sammlung von Panamahüten, zudem ein kleines Museum und die Möglichkeit, hautnah bei der Endfertigung der berühmten Kopfbedeckung dabei zu sein. Entgegen seines Namens wird der Klassiker seit 1630 in den ecuadorianischen Provinzen Manabí und Azuay hergestellt. Wir lassen uns fallen in dieses tolle atmosphärische Erlebnis, vergnügen uns mit den witzigsten Hüten, genießen eine professionelle und freundliche Beratung und sind am Ende stolze Besitzer zweier eigens auf unsere Rießenköppe zurechtgebogener klassischer Panamahüte :D Nun war es auch an der Zeit für das Happy Hour im Café Wunderbar :))

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Die Weiterfahrt nach Vilcabamba in Richtung peruanischer Grenze stand unter einem ganz besonderen Stern – bereits 2004 entdeckten wir Flyer, die zu einem kleinen Paradies einluden, was mein Herz damals höher schlagen ließ… doch die Zeit vor 6 Jahren war zu knapp. Dieses Mal bauten wir den Aufenthalt in dieser Idylle als Verschnaufpause unserer 7andessummits Tour ein und entspannten uns 5 Tage in der von den 2 Deutschen Peter und Dieter aufgebauten Wellness Hosteria weit oberhalb des Vilcabamba Tals und ließen uns mit Vitaminbombenfrühstück, deftigem Essen aus der Heimat, Hängemattenschaukeln, Massagen, Vögelgezwitscher, Hundeschmusen, Lagunenpool, Garten Eden und reichlich Sonne verwöhnen.

Ein kleines Highlight war unsere allererste Videotelefonie überhaupt in unserem Leben, welche nach Australien ging und uns ein Plauderstündchen mit Cordel und Klein Pierre bescherte… Alles irgendwie doch noch unwirklich diese ganze Technik! Wahnsinn!

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In Vilcabamba selbst hat man entdeckt, dass seine Bewohner steinalt werden, mag es am milden Klima liegen, an der Sonne satt, der gesunden Ernährung oder dem entspannten Lebenstempo… Im sogenannten Tal der Langlebigkeit lassen sich zumindest die Zeit vergessen und die Seele entspannen :)

Von den 100Jährigen sehen wir allerdings nichts. Entweder erscheinen sie jünger als sie sind oder sie sind eingeschüchtert und verschreckt von den Teenies, die die Plaza mit ihrer laut aufgedrehten Automusik besetzen, in ihren 4 Wänden entschwunden. Aus den aufgemotzten Lautsprecherboxen dröhnt derweil das Lied schlechthin in Südamerika:

Mit etwas Sorge über unsere gewonnene körperliche Entspanntheit schauen wir auf eine Monstertour mit dem Bus längs durch Peru an den Titikakasee, an die Grenze zu Bolivien. Es geht wieder höher hinaus zu unserer nächsten andinen Herausforderung der 7andessummits+.

Ein dickes Dankeschön für die vielen lieben Gästebucheinträge und E-Mails! 7 Tage durch den tristen November habt ihr bereits geschafft, die Weihnachtsglocken läuten bereits in der Ferne… lasst es Euch gut gehen all over the world, wir tun es auch :)

Eure Südamerika-Trotter

Claudy y Christian

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